Politischer Schub für die Wasserstoffwirtschaft?
In Wunsiedel bringt man schon jetzt die Energie der Zukunft voran
WUNSIEDEL. Die neue Ampel-Regierung nennt sich selbst Fortschritts-Koalition und will tatsächlich eini-ges voranbringen, beispielsweise in Sachen Energie-wirtschaft. „Das, was da im Koalitionsvertrag steht, geht in vielen Punkten in die richtige Richtung“, sagt Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW Wunsiedel GmbH. Der lokale Energieversorger engagiert sich seit Jahren für mehr Strom und Wärme aus regenerativen und regionalen Quellen. Eines der neuesten Projekte ist eine Anlage zur Erzeugung von grünem Wasser-stoff (H2).
Ein Thema, dem sich auch die Ampelkoalitionäre wid-men. So soll es ein innerhalb der gesamten EU einheitli-ches Zertifizierungssystem für Wasserstoff geben, man will die Infrastruktur für den Import und den Transport ausbauen und bis 2030 zehn Anlagen zur Elektrolyse von Wasser mit einer Ge-samtleistung von rund zehn Gigawatt bauen. In Wunsiedel hat man auf diese politischen Absichtserklärungen nicht gewartet: Bereits in diesem Sommer gab es den ersten Spatenstich für eine der aktuell größten Anlagen zur H2-Erzeugung. Der Elektro-lyseur wird eine Leistung von 8,75 Megawatt haben und rund 1.350 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren.
Für das Mega-Projekt hat sich die SWW Wunsiedel mit der Siemens Financial Services und der Rießner Gase GmbH zur WUN H2 GmbH zusammengetan. Das Herzstück der Anlage, den Elektrolyseur, liefert Siemens Energy. Generalunternehmer ist Siemens Smart Infrastructure. „Wir brauchen diese Bünde-lung von Kompetenzen und finanziellen Ressourcen, um das ehrgeizige Vorhaben umzusetzen“, sagt Krasser. Geht es nach ihm wird es bundesweit viele Nachahmer geben, denn „prinzipi-ell sind ähnliche Anlagen in vielen Regionen möglich und auch nötig, soll die Dekarbonisierung gelingen“.
Einsatz in der Industrie und für LKW
Weil in Wunsiedel ausschließlich Ökostrom die H2-Anlage spei-sen wird, ist der erzeugte Wasserstoff CO2-neutral. Er belastet also das Klima nicht und wird daher zurecht als „grün“ bezeich-net. Zur Dekarbonisierung soll er vor allem in Bereichen beitra-gen, die sich kaum elektrifizieren lassen. So werden den Was-serstoff der Anlage in Wunsiedel Industriebetriebe in Oberfran-ken, der Oberpflanz, Thüringen und Sachsen sowie in West-böhmen in Tschechien abnehmen. Daneben soll der Was-serstoff auch dabei helfen, das Stromnetz zu stabilisie-ren. Weitere Option ist eine öffentliche H2-Tankstelle für LKW und Busse. Krasser: „Wir gehen sozusagen in Vor-leistung und hoffen nun, dass die gesetzlichen Rah-menbedingungen verbessert werden, damit überall mehr in die Wasserstofftechnologie investiert wird.“
Die SWW Wunsiedel GmbH ist eine Tochter der Stadt Wunsiedel. Zu den Geschäftsfeldern gehören die Strom-, Gas-, Wasser- und Wärmeversorgung sowie die Sparte Telekommunikation. Das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Energiezukunft aktiv zu gestalten. Die dafür entwickelten Strategien werden als WUNsiedler Weg bezeichnet.
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